Kinder haben es in der Corona-Krise nicht leicht. Der gewohnte Tagesablauf ist anders, die Orte, an denen sie sich sonst viel aufgehalten haben, wie Kita, Schule, Spielplatz, Sportstätte sind geschlossen. Auch die Großeltern empfangen keinen Besuch mehr. Die Freunde darf man nicht besuchen. Das ist alles ganz schön schwierig. Besonders schwierig für Kinder, denen es im Leben sowieso schon nicht so gut geht, weil sie in Umständen leben, die ihr Leben schwer machen, z.B. Armut, Enge, häusliche Gewalt, Krankheit. Ich möchte auf zwei unterschiedliche Situationen eingehen, dich mich zurzeit stark beschäftigen.
Kinder in prekären Lebenssituationen werden in der Corona-Krise weiter abgehängt. Sie haben weder ein eigenes Zimmer, noch einen eigenen Schreibtisch, geschweige denn digitale Lernmittel. Diese lange Zeit ohne Kita und Schule wird für diese Kinder eine wirkliche Herausforderung. Die meisten Schulen haben sehr schnell auf digitales Lernen umgestellt, manche Lehrkräfte sind zusätzlich telefonisch erreichbar. Die Aufgaben jedoch ganz allein zu bearbeiten, in der richtigen Art und Weise, sie inhaltlich zu erfassen und dann noch digital zu bewerkstelligen, das ist nicht leicht. Dafür brauchen die Kinder eine gute Ausstattung (schneller Laptop, Maus, Tastatur, Internet) und am besten Hilfe – die ist nicht immer vorhanden. Ich frage mich, wie kann sich Schule so organisieren, dass auch diese Kinder den Anschluss nicht verpassen, sondern gut lernen können.
Kinder in bedrohlichen Lebenssituationen sind in der Corona-Krise in großer Gefahr. In Gesprächen mit Sozialarbeiter*innen und Mitarbeiter*innen aus dem Jugendamt im Bereich Kindeswohlgefährdung läuten gerade alle Alarmglocken und zwar nicht, weil die Leitungen heiß laufen, sondern weil eine beängstigende Stille eingekehrt ist. Es meldet sich niemand. Niemand sieht die blauen Augen der Kinder oder Jugendlichen, auch andere Opfer von häuslicher Gewalt werden durch die Quarantäne unsichtbar. Die Nachbarn, Ärzte, Lehrkräfte und Sozialarbeiter*innen – die sehenden Erwachsenen – sehen gerade nichts. Jeder bleibt bei sich zu Haus. Ich frage mich, was wir tun können, alle gemeinsam, um den Menschen, denen es jetzt wirklich schlecht geht, gut zu helfen. Es gibt diverse Hotlines: Kinder. und Jugend-Kummertelefon (0800–1110333)I, Elterntelefon (0800−1110550), Nummer gegen Kummer (116006), Telefonseelsorge (0800−1110111) auch das Jugendamt und die Sozialarbeiter*innen sind telefonisch erreichbar und melden sich z.T. direkt, machen Absprachen mit den Kindern, verabreden sich konkret für die nächsten Tage, fragen nach. Ich hoffe sehr, dass das reicht.
ZUR AUTORIN
ANNA HOLFELD
Bildungsreferentin familY-Programm
Als erfahrene Elternbegleiterin, Mediatorin und Coach sind ihr die Themen Beziehung, Selbstwirksamkeit und Umgang mit Veränderungen sehr wichtig. In Berlin ist die Kulturwissenschaftlerin verantwortlich für das family-Programm, bei dem sie ihr Projektmanagement-Talent und ihre Trainerexpertise einbringen kann.