Ich bin Paartherapeutin mit eigener Praxis in Berlin im Nebenberuf. In den letzten Wochen bin ich oft gefragt worden, was Paare tun können, um eine Trennung zu vermeiden. Jetzt, wo es Corona gibt und alle vermehrt zu Hause sind.
Ich sage immer wieder das Gleiche:
- positiv sprechen und handeln: seid großzügig, nehmt eher das Positive an, lasst 5e grade sein, bleibt wohlwollend
- seht die Krise als Chance: entdeckt die Momente tagsüber, an denen man sich begegnen kann, erledigt Dinge, die schon lange liegen geblieben sind. Es gibt weniger Terminstress im außen, man sieht sich öfter.
- gebt dem Tag eine klare Struktur, das hilft der ganzen Familie: was macht ihr wann, wer kümmert sich wann um die Kinder, wer hat wann Eigenzeit nur für sich allein?
- schaut, welche Orte könnt ihr auch anders aufteilen oder zumindest zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich nutzen?
- gibt es ein neues, gemeinsames Projekt, das ihr angehen könnt, z.B. einen thailändischen Kochkurs über Video machen und anschließend für alle gemeinsam kochen oder der langgeplante Kinderzimmerumbau, der angegangen werden kann
- behandelt die Themen entsprechend ihrer Größe (#Mücke #Elefant)
- verschiebt große Themen oder sucht euch Hilfe für das Gespräch durch externe Moderation (skypen mit einer dritten Person, einer Freundin, einem Paartherapeuten)
- gestaltet den Alltag bewusster miteinander statt nur nebeneinander
- und fragt euch am Abend: wie war dein Tag, was war heute gut und hilfreich? Was war anstrengend und blöd?
Was können Elternpaare denn nun unternehmen, trotz Corona, trotzdem kein Babysitter da ist, keine Oma hilft? Romantisch essen gehen oder ins Kino oder ins Theater ist ja nicht möglich…
- romantisch essen zu Hause: was Schickes anziehen und sich für zu Hause verabreden zu einer Zeit, wo die Kinder schon im Bett sind
- Theaterübertragung im Fernsehen schauen, hierfür kann man auch die Jogginghose mal eintauschen
- Körperberührungen: Fussmassage, Rücken streicheln, nebeneinander liegen und ein Konzert hören. Sich und die anderen Person bewusst wahrnehmem
- für manche sind auch solche Fragekartensets: 3 Dinge, die ich an dir mag oder „diese Angewohnheit an Dir ..“ gut geeignet, um das Gespräch mal anders zu führen als üblich
Dann, wenn es euch persönlich gut geht, dann geht es euch als Paar auch besser und dann habt ihr auch wieder die Aufmerksamkeit, die eure Kinder von euch brauchen. Dann könnt ihr euch wieder mal Zeit nehmen, um euch gemeinsam oder mit eurem Kind auf die Couch zu setzen und einfach zu quasseln: wie geht es dir gerade, was denkst du..?
ZUR AUTORIN
ANNA HOLFELD
Bildungsreferentin familY-Programm
Als erfahrene Elternbegleiterin, Mediatorin und Coach sind ihr die Themen Beziehung, Selbstwirksamkeit und Umgang mit Veränderungen sehr wichtig. In Berlin ist die Kulturwissenschaftlerin verantwortlich für das family-Programm, bei dem sie ihr Projektmanagement-Talent und ihre Trainerexpertise einbringen kann.
Beitragsbild: © Esther Ann, Unsplash